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02.02.2023 / Ines Igney
Auf dem Gelände der Görlitzer „Rabryka“ wurden einst Züge gebaut, jetzt treffen sich in einer ehemaligen Industriehalle jede Woche geflüchtete Frauen. Eine von ihnen ist Masome Danesh. Die junge Frau ist im Iran aufgewachsen und lebt mit ihrer Familie seit 2015 in Görlitz. „Hier ist ein guter Ort für mich“, sagt sie mit einem Lächeln und erzählt von ihren Eindrücken. Sie mag die Stadt mit ihren kurzen Wegen und ganz besonders diesen wöchentlichen Treff.
Deutsch hat sie sich mithilfe eines Onlinekurses und dazugehörigen Büchern selbst beigebracht und übersetzt mittlerweile regelmäßig zwischen den Mitarbeiterinnen des Frauencafés und den persisch sprechenden Frauen. „So gut wie meine Kinder spreche ich es aber nicht“, sagt die fünffache Mutter mit ein wenig Bedauern.
Vielen anderen Geflüchteten fällt das Deutschlernen noch schwerer als ihr. Meist sind es um die 20, manchmal bis zu 40 Menschen, die sich jeden Freitag im Café Lüders in der Rabryka zusammenfinden. Es wird viel gelacht und mehrsprachig geplaudert, aber auch praktische Alltagshilfe ist wichtig. Viele haben Briefe dabei, die sie nicht verstehen: Infos von Ämtern, dem Vermieter oder aus den Einrichtungen ihrer Kinder. „Der Schwimmunterricht am Mittwoch fällt aus“, übersetzt Masome Danesh einer Mutter und beide schauen sich irritiert an, denn das Schreiben aus der Schule ist schon einige Tage alt und der Inhalt deshalb längst nicht mehr relevant. Das passiert häufig, obwohl „wir den Frauen anbieten, sich auch unter der Woche bei uns zu melden, damit sie solche Infos eben nicht zu spät bekommen“, erklärt Pauline Voigt, die gemeinsam mit Corinna Speri im Projekt arbeitet. Die Sprachbarriere aber sei für viele kaum überwindbar.
2019 ist das Projekt „Frauen gestalten Welten“ entstanden, um geflüchtete Frauen zu erreichen, die aufgrund der Betreuung ihrer kleinen Kinder selten die üblichen Sprachkurse besuchen. Zwar gibt es auch hier keine Sprachkurse für sie, aber neben dem wöchentlichen Café mehrsprachige Infoveranstaltungen zu verschiedenen Themen sowie kulturelle, gesellige Veranstaltungen wie das mehrmals jährlich stattfindende „Feiern unter Frauen“. Zu allen Begegnungen sind auch deutschsprachige Frauen eingeladen, von denen, so Pauline Voigt, noch mehr kommen könnten.
Das Projekt wird mitfinanziert durch das Programm Integrative Maßnahmen des Freistaates Sachsen sowie durch die Partnerschaft für Demokratie der Stadt Görlitz. Nicht immer ist klar, ob die Förderung im kommenden Jahr lückenlos anschließt, weshalb die Frauen sich immer ein wenig sorgen, dass das Café schließen könnte.
„Für viele von uns ist das hier jede Woche ein fester, wichtiger Termin“, sagt Masome Danesh. Sie wünscht sich sehr, dass das Café erhalten bleibt und möchte gern in Görlitz bleiben, um hier „Welten zu gestalten“.
Treff:
Frauencafé
Immer freitags, 10-16.30 Uhr
Im Café Lüders in der Rabryka
Conrad-Schiedt-Str. 23
Görlitz
Kontakt:
Pauline Voigt
01520 4883171
pauline@second-attempt.de